Top Secret / Neues Land (VI) Dachstein

Im Anschluss an alle Besuche beim höchsten Berg der Steiermark, dem Dachstein, dachte ich mir, dass ich schnellstmöglich zurückkehren muss. Meist vergeht dann leider doch wieder ein Jahr bis sich eine Gelegenheit bietet. Immerhin müssen ja die richtige Jahreszeit, das Wetter, der Partner und die anderen Pläne koordiniert werden. Leicht könnte man meinen, dass das Ausreden sind um nicht durch diese beachtlich hohen Wände klettern zu müssen. An diesem Wochenende gab es jedenfalls keine Ausreden mehr und so fuhren Lisa und ich bei bestem Wetter ins Ennstal um gleich zwei Touren durch die Südwand des Dachsteins zu klettern. Das wir nicht unfit sind, haben wir uns schon im August bewiesen, aber soviele vertikale Meter innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Tagen habe ich noch nie auf mich genommen.

Am ersten Tag steht die Kombination aus Top Secret (bis zum Pichlkessel) und dem neuen Land auf dem Plan. Der Zustieg zur Dachstein Südwand ist auf Grund der geringen Höhendifferenz ein angenehmer. Meist ist der Weg gut gangbar und nur das letzte Stück führt über Schotter. Als wir am Einstieg ankommen, haben wir gerade eine weitere Seilschaft eingeholt. Sie gehen heute die Kombination aus Kapuzenturm Einstieg und Pichlriss – also sind wir uns nicht im Weg. Lisa und ich starten am laufenden Seil und kommen so recht zügig voran. Eine erste kurze Steilstufe im fünften Grad wartet mit super, wasserzerfressenem Fels auf. Dann führt uns eine Rampe zu drei ausgesprochen schönen Seillängen im fünften Grad. Bester, griffiger Fels warten hier – ein Genuss sozusagen.

Anschließend stehen wir schon am Beginn des Pichlkessels. Vom Stand aus sieht man am linken, hinteren Rand einen großen, weißen Block. Diesen steuern wir, immer leicht linkshaltend an und kommen so direkt zu unserem Weiterweg. Kurz mussten wir uns dort zwar umschauen um die Bohrhaken (viele gibt es ja nicht) zu erspähen, aber wir hatten die richtige Stelle gleich gefunden. Unsere ersten Seillängen im neuen Land sind gleich richtig gut – wasserzerfressener, kompakter, griffiger Fels und recht steil.

Die 14. Seillänge fällt an mich und kommt mir gar nicht leicht vor. Die beschriebene gelbe Kante ist brüchig und steil, sodass man sich auch festhalten muss, obwohl ich lieber alles wegsteigen würde. Zum Glück ist die Stelle nicht besonders lange und die Felsqualität wird danach sofort wieder besser. Die nächsten Seillänge, die alle relativ kurz sind und teilweise zusammengehängt werden können, führen durch ein Kaminsystem und an dessen Ende erreichen wir den Pichlweg. Die andere Seilschaft war ähnlich schnell wie wir und sie sind ein bis zwei Stände hinter uns. Das Kaminsystem nutzen auch sie und anschließend den Pichlweg als Ausstieg.

Für uns geht es aber neun weitere Seillängen gerade empor. Die Schwierigkeiten sind nicht all zu hoch, der Fels ist gut und so gelangen wir schon bald die heutige, sehr gut abgesicherte Schlüsselstelle im VI. Grad. Der Rissüberhang ist trocken, aber ordentlich kräftig – trotzdem hält er unsere Freikletterpläne nicht auf. Danach machen wir schnell Meter und genießen die vorletzte Seillänge im allerschönsten Fels nochmals, bevor wir schon um 14:00 nach 27 Seillängen und 750m Wandhöhe den Ausstieg erreichen.

Fazit: Der untere Teil der Top Secret ist wunderschön. Nach dem Pichlkessel kann man die Kulisse während der schönen Kletterei auf sehr gutem Fels (bis auf die gelbe Kante) genießen. Der obere Teil ist dann leichter und immer wieder von Bändern durchzogen. Es zahlt sich dennoch auch, denn die „Wasserverschneidung“ bietet nochmals besten Fels. Empfehlenswerte Route durch eine imposante Wand.

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