Frendopfeiler (D+, 5c) Aiguille du Midi (3842m) Mont Blanc Massiv

Jahrelang stand ein Besuch des wohl berühmtesten Bergmassivs der Alpen auf meiner Liste. Immer wieder hatte ich sogar einen Urlaub dafür geplant, doch jedes Mal machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung und ebenfalls wunderschöne Alternativen kamen ins Spiel. Nun ist es endlich soweit und ich kann auch an den sagenumwogenen Chamonix-Granit Hand anlegen. Anna und ich treffen uns in Chamonix und gleich am nächsten Tag soll es zum „akklimatisieren“ an eine der ganz großen Nordwände gehen – jene der Aiguille du Midi ist 1200m hoch und der Frendopfeiler reiht sich mit der Schwierigkeit D+ unter den Grandes Courses – wie es die Franzosen nennen – ein.

Da wir sowieso zum Akklimatisieren in der Wand biwakieren wollen, starten wir sehr gemütlich. Liftkarten und Gondelplatz werden organisiert, das Maison de la Montagne wird besucht und Kaffee bei bestem Ausblick und Wetter genutzt, denn: es ist viel los an diesem Tag und wir haben erst eine Gondel um 11:30 bekommen. Um ca. 12:00 starten wir von der Mittelstation der Aiguille du Midi. Der Zustieg ist sehr angenehm. Gegen Ende findet sich noch ein Gletscherrest, der uns vor kein Hindernisse stellt und auch die Randkluft ist noch gut machbar.

Die ersten Meter des Pfeiler sind noch recht schuttig, aber das ändert sich schnell und schon klettern wir in bestem Granit. Nach einer plattigen Passage, suchen wir bald den Weg nach rechts durch Verschneidungen zur eigentlichen Pfeilerkante. Die Kletterei macht sehr viel Spaß und ist nur für Passagen etwas schwerer. Die felsklettertechnische Schlüsselpassage finden wir unterhalb unseres geplanten Biwakplatzes. Hier kletter wir für drei Seillängen direkt an der Kante steil aufwärts – der Fels ist ein absoluter Traum.

Am zweiten Tag starten wir mit den ersten Sonnenstrahlen. Kurz geht es noch im leichteren Felsgelände dahin, bevor wir die Steigeisen zücken und von nun am im Eis unterwegs sind. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse sehen die beiden üblichen Ausstiegsvarianten nicht einladend aus, sodass eine Rechtsquerung zum Hängegletscher notwendig ist. Dh. aber, dass noch ca. 200m Blankeiskletterei warten, denn vom Schnee fehlt heuer jede Spur. Sehr publikumsträchtig geht es neben der Gondel und Zusehern bei der Bergstation aufwärts bis man den Gipfelgrat und wenige Meter später den Gipfel erreicht. Der praktische Teil an dieser Tour ist, dass sie hier auch endet, denn zum 2800m niedriger gelegenen Chamonix bringt uns die Gondel.

Fazit: Sehr schöne, alpine Nordwand im Mont Blanc Massiv. Aufgrund des verkürzten Zu- und Abstiegs für schnelle Seilschaften auch als Tagestour möglich. Der Fels ist durchwegs gut und die Schwierigkeiten moderat. Die Tour ist auch sehr publikumswirksam und es kann sein, dass man bei erreichen der Bergstation von mehr Leuten erwartet wird, als man denkt.

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