Im Frühjahr planten Miguel und ich Touren in großen Wänden am laufenden Seil zu machen und kauften uns ein paar T-Blocs und ein neues 50m Einfachseil. Wir testeten das Equipment im Grazer Bergland und kamen zu dem Schluss, dass sich das so machen lassen sollte. Doch die Zeit verstrich und nichts passierte. Mal war das Wetter nicht gut, mal hatte man andere Pläne. Ende August ergab sich dann doch ein stabiles Wochenende und wir fuhren recht spontan in die Obersteiermark und zum Dachstein.
Da wir beide schon um halb vier munter waren, gab es etwas früher als geplant Kaffee und so waren wir bereits um vier Uhr auf dem Weg Richtung Südwand. Am Einstieg wurde klassisch mit Schere-Stein-Papier entschieden, wer beginnen darf. Da der Vorstieg dieses Mal auf mich viel, startete ich mit sieben T-Blocs am Gurt und 30 Metern Seil zwischen uns. Die Hände und Füße waren in den ersten drei Seillängen noch etwas kalt, doch ansonsten lief es gut. Die vierte Seillänge wartet mit der ersten Stelle im VI. Grad. Mit zwei Handklemmern überwinden wir die Rissstelle und eine geniale Hangelschuppe leitet nach links zum Stand. Weiter geht’s über steile, gut strukturierte Meter und nach sechs Seillängen mache ich planmäßig Stand und wir wechseln die Führung. In der nächsten Seillänge (links VI+) sichere ich Miguel, bevor er am folgenden Stand einen T-Bloc einsetzt, damit ich direkt nachfolgen kann.
Der Fels wird hier nocheinmal schöner und ist von der allerbesten Sorte. Bombenfest, gutgriffig und zerfressen. Miguel bringt uns bis zum Ende der elften Seillänge und wir wollen die folgenden drei Seillängen normal sichern. Die nächste VI+ ist steil und anhaltend – wunderbar also. Der Fels ist wirklich unglaublich. Wir kommen flott voran. Ein kurzer Überhangboulder zu Beginn der 14. Seillänge macht Spaß und schon bald sind wir auf dem breiten Band oberhalb der Wandmitte. Den oberen Teil führe wieder ich und hänge die 18. bis 22. Seillänge zusammen. Der Fels ist hier unglaublich rau und schön – es ist steil und die Kletterei macht viel Freude. Wir sind gemütlich aber kontinuierlich unterwegs. In der 23. Seillänge wartet die letzte schwere Passage – es gilt nocheinmal eine steile, aber großgriffige Stelle zu meistern, bevor man nach einer Verschneidung das leichtere Gelände erreicht. Nach insgesamt sechs Stunden erreichen wir den Ausstieg und ein halbe Stunde später den Gipfel.
Fazit: Die Serpentine ist eine ausgesprochen schöne Tour und die Felsqualität begeisternd. Die Absicherung ist im unteren Teil etwas spärlich, doch stecken die Haken genau an den richtigen Stellen. Der obere Teil ist ein bisschen besser abgesichert und die Haken sind immer von weitem gut sichtbar, sodass man in diesem strukturierten Fels die Linie recht leicht findet.
Unsere Taktik: 7 T-Blocs an Schraubkarabinern, Camalots 0.4-2, Keile, 10 Expressen, 50m Einfachseil (20m nimmt der Nachsteiger auf). Aufteilung der Seillängen:
- 1. – 6.
- 7. – 11.
- 12. – 14. normal sichern
- 15. – 17.
- 18. – 22.
- 23. – 27.
In der jeweils erste Seillänge (von den langen) wurde der Vorsteiger normal gesichert.




