Bruchheinzi (IX+/X-) Peggauer Wand

Über einzelne Sportkletterrouten schreibe ich normalerweise nicht, aber dieses Mal möchte ich eine Ausnahme machen, denn immerhin reden wir hier über eine Route im Grad IX+/X- bzw. franz. 8a und ich würde darüber nicht schreiben, wenn sie mir nicht vor Kurzem gelungen wären. Meine erste Route in diesem Grad und sechs Jahre nachdem ich mit dem Sportklettern angefangen habe. Für mich persönlich war dieser hohe Schwierigkeitsgrad sehr lange kein Ziel, auch wenn ich natürlich etwas damit geliebäugelt hatte, nachdem ich Routen im neunten Grad geschafft hatte. Dass sich die Träumerei in ein tatsächliches Ziel verwandelte, passierte erst letzten Herbst nach meinem zweiten Leonidio Urlaub – aber alles der Reihe nach und ich möchte etwas früher mit der Geschichte beginnen…

Als ich im Mai 2013 mit dem Sportklettern im Klettergarten Andritz/Weinzödl begann, ging es dank meiner Motivation und der einhergehenden Regelmäßigkeit recht schnell bergauf mit den Schwierigkeitsgraden und nach meinen ersten VII- (Jungmanschafftsplatte, Totenkirchl SO) im Juni/Juli gelangen mir bereits im darauffolgenden Herbst die dir. Güntherwand (VII+/VIII-) und knapp danach Sag niemals nie – meine erste VIII. Es sollte dann aber ein Jahr dauern bis ich mit der Hudini am GSpot meine zweite VIII im November 2014 schaffte. In diesem Jahr festigte ich vor allem auch die Basis mit etlichen Routen bis VIII-. Die Bestätigung des glatten VIII. Grades war für mich schon eine schöne Errungenschaft, denn man muss schon ein wenig klettern können um das zu erreichen.

Der darauffolgende Winter zeichnete sich durch intensives Training im neu eröffneten Bloc-House aus. Bouldern, Campusboarden, wenn auch noch mit Fußunterstützung, etwas Stabilisationstraining und weitere Kraftübungen ermöglichten es mir die (leichte) VIII+/IX- Rostiges Saxophon am GSpot im April 2015 nach nur drei Tagen/Sessions zu rotpunkten. Anschließend ging es an die Badlwand, wo ich Der ganz normale Wahnsinn (VIII/VIII+) im vierten Einstieg, schwerst gepumpt schaffte. Om, mit VIII+ angegeben, dauerte dafür deutlich länger und war für mich um vieles schwerer als Der ganz normale Wahnsinn. Mit Lichtblick konnte ich den neu erreichten Schwierigkeitsgrad VIII+/IX- bestätigen – diese Route fühlte sich aber auch nicht schwerer an als Om.

In den nächsten Trainings-Winter startete ich mit viel Motivation und begann den Einstiegsboulder der Route Atlas (IX-) am GSpot (auch manchmal alleine mit Crashpad) auszuchecken. Nach dem zweiten Bohrhaken ist das schwerste geschafft und der obere Teil (ca. VIII-/VIII) gelang mir bereits mehrmals im Herbst. Es zahlte sich aus, denn ich fand eine für mich kletterbare Lösung und konnte bereits im Februar 2016 einen neuen Highpoint betreffend Schwierigkeiten setzen. Eine Route im reinen IX. Grad, wenn auch unteren, war für mich schon etwas Besonderes und ein Ziel wurde erreicht, dass ich schon recht bald in meiner Kletterkarriere im Blick hatte. Das Jahr meinte es gut mit mir und so kletterte ich Die Rechte (IX-/IX) an der Badlwand und nach zwei Onsights und einem Flash im glatten VIII. Grad in Geyikbayiri (TrilogieFreedom is a BattleTerazi Lastik Gymnastik) schaffte ich auch die geniale Ultracool (IX-) in der oberen Arena im Juni 2016.

Da das Ziel des neunten Grades erreicht war, hatte ich für’s erste gar keine Ambitionen noch schwerer zu klettern. Als nächstes wäre sowieso IX+/X- bzw. franz. 8a interessant gewesen, doch traute ich mir selbst gar nicht zu irgendwann einmal so etwas überhaupt schaffen zu können. Meine Motivation war dennoch ungebrochen und so standen die Jahre 2017 und 2018 ganz im Zeichen von „Nachziehen der Grade“. Einige VIIIer hatte ich zwar schon zu Buche stehen, doch sah es mit VIII+ bis IX- doch recht mager aus. Vor allem 2017 punktete ich viele Routen zwischen VIII und VIII+ und 2018 zwischen VIII+ und IX-. Außerdem hatte ich in beiden Jahren auch mit Alteisen am GSpot (zweite Begehung der Kombination) und Che diaus vos bensignas an der Nadelspitz Ostseite im glatten IX. Grad Erfolg.

Im Herbst 2018 verbrachten Conny und ich dann unseren Urlaub ein zweites Mal in Leonidio und es lief Schwierigkeitsgrad-technisch hervorragend für mich. Neben vielen Onsights bis VIII gelangen mir auch drei VIII+ Onsights und mit der 42 Meter langen Ausdauertour I’d even grow a mustach for you ext. im Sektor Jupiter auch noch mein erstes im Grad VIII+/IX-. Man kann über eventuell leichtere Bewertungen sagen was man will – trotzdem hatte das einen großen Einfluss auf mich, denn es heißt doch immer, dass man einen UIAA Grad schwerer Rotpunkten können sollte, als man es Onsight schafft. Die logische Schlussfolgerung wäre also, dass bei VIII+/IX- Onsight ein IX+/X- Rotpunkt machbar sein sollte.

Dies beflügelte meine Fantasie, auch wenn ich mir die tatsächliche Zielsetzung noch nicht eingestehen wollte. Kaum zuhause, stieg ich zuerst in den Skifahrer Gedenkweg an der Weißen Wand ein, kam sturzfrei viel weiter als erwartet und konnte bereits im zweiten Versuch alle Züge klettern. In der Gräfin Mariza im Zigeunerloch fehlte mir nach zwei Tagen nur ein Zug in der Schlüsselstelle, doch ich war seit dem in beiden Touren nicht mehr drinnen. Als letztes schaute ich mir die Bruchheinzi an der Peggauer Wand an, die einen harten Einstiegsboulder hat und man anschließend „nur“ mehr eine VIII+ meistern muss. Mir fehlten nach einem Tag vier schwere Züge des Boulders.

Anschließend startete die Hallensaison und somit erneut ein Trainings-Winter. Ich arbeitete viel mit dem Slingtrainer, machte jede Menge Klimmzüge und Bauchmuskelübungen. Außerdem verbrachte ich viel Zeit an der 45° überhängenden Systemwand und baute mir selber Boulder. Kurz vor Silvester 2018 besuchte ich wieder die Bruchheinzi. Das Trainings hatte sich bezahlt gemacht, denn die Griffe kamen mir größer vor und ich konnte alle Züge klettern. Ein Projekt war gefunden. Dies motivierte mich und ich verlagerte das Training im Jänner vermehrt in Richtung Fingerkraft und Campusboarden.

Mitte Jänner, am dritten Tag, konnte ich zum ersten Mal den oberen Teil (vom dritten Haken weg) durchsteigen. Aufgrund der Wetterlage sollte es dann Anfang/Mitte Februar werden, dass ich öfters zur Peggauer Wand schaute. Am fünften und sechsten Tag stieg ich vom zweiten Haken drei Mal bis zum Top durch und baute meine Lösung für den Boulder noch etwas um. Außerdem fand ich eine wesentlich kraftsparendere Lösung für das Einhängen der dritten Expressschlinge. Am siebenten Tag, im ersten Einstieg des Tages, kam ich unglaublich entspannt und leicht über den Einstiegsboulder – zum ersten Mal – und stürzte leider beim letzten schweren Zug an der Dachkante. Ein Heartbreaker sozusagen, aber nun war es für mich gewiss, dass es nur noch eine Frage von Einstiegen sein sollte bis mir der Durchstieg gelingen würde.

Es sollte genau zwei weitere Wochen und vier Klettertage dauern bis es endlich soweit war. An diesem Dienstag scheiterte ich zum insgesamt vierten Mal am letzten schweren Zug an der Dachkante, obwohl ich meine Lösung bereits verändert hatte. Nach meinem Sturz schaute ich mir die Stelle ein weiteres Mal an und fand eine neue, dritte Lösung, bei der ich den bisherigen, nicht haltbaren Zielgriff auslasse und direkt, dynamisch auf den Henkel gehe. Doch mir war noch nicht klar welche Lösung ich in Zukunft verwenden werde.

Zweiter Einstieg an diesem Tag – der Boulder läuft super – ich sortiere die Griffe immer gut ein und komme relativ entspannt zu den Untergriffen. Dann die ersten Züge im Dach, ich erreiche meinen Highpoint, entscheide mich für die neueste Lösung auch wenn der Henkel unendlich weit weg wirkt – egal. Ich investiere alles was ich habe, Vollgas-dynamisch – und erreiche den Henkel – mit einem Motivationsschrei halte ich ihn auch – die Füße kommen –  ich stelle den rechten auf den Tritt wie immer – gehalten – zum ersten Mal. Anschließend verbringe ich nicht viel Zeit mit Rasten und steige ohne Pump, mit viel Fokus und Motivation zum Top. Rotpunkt. Es ist geschafft.

Fazit: Es war eine lange und schöne Reise bis hierher. So viel Schönes und persönliche Erfolge durfte ich erleben und ich hoffe, dass noch viele gute Erinnerungen dazukommen werden. Ein unverhofftes Ziel ist erreicht und nun geht es daran den Grad zu bestätigen. Außerdem freue ich mich schon auf’s Alpinklettern im Sommer. Vielen Dank an alle fürs Mitkommen, Sichern, Anfeuern, gute Zeiten Verbringen und Spaß haben!

Ein Gedanke zu “Bruchheinzi (IX+/X-) Peggauer Wand

  1. Servus Mario,
    schön von dir zu lesen👍😉
    Ich Ewald ( kennen uns vom Hasenstein)…,
    hätte eine Frage, kennst du noch einen anderen Zustieg zur Hasensteinwand?
    Momentan werden dord Waldarbeiten durchgeführt…
    LG Ewald

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