Pic Coolidge (3775m) Ostgrat (AD) Ecrins Massiv

Unsere zweite Tour im Ecrins Massiv heuer. Zu fünft, Max, Johannes, Georg, Laura und ich, starten wir zeitig vom Parkplatz bei Pre de Madame Carle (1874m) um das ostseitige Couloir Dewèze noch bei wenig Sonneneinstrahlung hinter uns zu bringen. Unserem Motto für diesen Urlaub „light and fast“ bleiben wir auch heute treu und überholen zwei Grazer mit schwerem Gepäck auf der Moräne des Glacier Noir. Diese meinen, dass wir ganz schön flott sind – wir haben aber auch kein Biwakzeug mit um am Barre des Ecrins Südpfeiler die Nacht zu verbringen.

Der Schnee des Einstiegscouloirs ist perfekt und so kommen wir zügig davon. Nach einer Engstelle im Mittelteil legen wir die Steigeisen ab und mühen uns die Felsen empor. Es sieht immer so aus, als ob es in 2-3 Meter besser wird, doch das passiert nicht. Wir orientieren uns schon bald nach rechts und verlassen den unangenehmen Teil über eine sehr brüchige Verschneidung. Anschließend erreichen wir den Grat rechts und kompakten, sehr gut strukturierten Fels. Hier geht es schnell voran. Beim nächsten Schneefeld traversieren wir den Turm rechts und halten uns noch eine Zeit lang tief, bevor wir auf den Rücken auf- und sofort wieder in die markante Scharte absteigen. Hier wäre ein Notabstieg nach Süden durch das Couloir wahrscheinlich möglich.

Weiter geht es für uns aber meist ganz direkt am Grat in schönem, strukturierten und meist sehr festen Fels. Manchmal wird es luftig – da kommt Freude auf. Das Panorama ist auch gigantisch – klettern wir hier in Mitten von gewaltigen Wänden. Nördlich von uns der Südpfeiler des Barre des Ecrins (1400Hm) und Südlich von uns die Nordwände von Pelvoux, Pic sans Nom und Ailefroide mit ihren Wandhöhen bis zu 1000m. Am Ende der Schlüsselstelle (IV) befindet sich ein Normalhaken – er ist der erste und einzige den wir an diesem Tag sehen. Die etwas danach beschriebene Abseilstelle ist leicht zu finden und ich würde abklettern nicht empfehlen.

Schon bald stehen wir unter dem großen Turm und haben somit die letzten Schwierigkeiten vor uns. Wir wählen eine markante, seichte Verschneidung (ca. IV) leicht links (südlich) in gutem Fels und finde einen guten Köpfelstand direkt danach. Weiter gehts über Bänder, dann kurz südlich abklettern und über eine Platte in Richtung Norden. Um den zweiten Turm zu umgehen, seilen wir 25m ab und steigen anschließend sofort wieder in üblem Bruch auf. Der dritte und letzte Turm soll nordseitig umgangen werden. Dort sieht es sehr steil und brüchig aus. (Anscheinend ist kurz vor unserer Begehung das große Band verschwunden). Somit kommt nocheinmal Spannung bei uns auf – das leichte Gelände ist zum greifen nahe, doch wie sollen wir dort hinkommen? Dass wir hier jedoch nicht so falsch sein können, bestätigen frische Schalen eines hart gekochten Eis – es dürfte sich unlängst wohl jemand an selbiger Stelle noch einmal gestärkt haben. Wir kletteren ein paar Meter direkt auf den Turm zu, dann kurz nach rechts (nordseitig) ab, umgehen den Turm in Richtung Süden und erreichen über eine kurze Rissverscheidung einen Köpfelstand mit vorhandener Schlinge. Die Schwierigkeiten sind gemeistert und nach wenigen, recht losen Meter haben wir den Normalweg vom Col du Temple erreicht.

Über den Normalweg steigen wir unschwierig zum Gipfelauf und freuen uns sehr über die geschaffte, recht lange Tour. Gerade jetzt haben uns die Wolken eingefangen – die Aussicht konnten wir aber den ganzen Tag über genießen. Nach kurzer Pause, geht’s zurück und dann in Richtung Col du Temple. Als wir dort ankommen, versucht gerade ein Hubschrauber Bergsteiger aus der Arête de Coste Rouge – unserem großen Ziel für den heurigen Urlaub – zu holen, doch zwingen ihn von Westen hereindrückende Wolken immer wieder zum Abbruch – ein berührender Moment in eindrücklicher Landschaft. Vom Col du Temple steigen wir auf den Glacier Noir ab und nach 15 Stunden, 2100Hm im Aufstieg und 27km lateraler Distanz erreichen wir wieder das Auto. Wenige Minuten später sitzen wir schon in unseren Campingsesseln mit wohltuendem Bier und schmunzeln über den heutigen Tag…

Fazit: Sehr lange Gratfahrt in imposanter Umgebung. Meist guter Fels, mitunter auch sehr brüchig und nur an wenigen Stellen schwierig. Vor allem der Übergang vom Couloir zum rechten Grat ist nicht leicht und bei zunehmender Ausaperung von brüchigem Fels gekennzeichnet. Weiters dürfte ein Teil des Weges beim letzten Turm verschwunden sein – wir konnten trotzdem eine leichte Linie finden. Schön, dass wir die Tour gemacht haben und ich spreche eine klare Empfehlung aus – sehr abwechslungsreich und tagesfüllend.

Eine Beschreibung der Route findet sich unter: https://www.camptocamp.org/routes/132477/fr/pic-coolidge-arete-e-integrale

2 Gedanken zu “Pic Coolidge (3775m) Ostgrat (AD) Ecrins Massiv

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