Lindner-Wagner (VII-) Gesäuse

Eine Route für die Alpinisten unter uns.

Xeis-Auslese

Mit 11 Bohrhaken auf 16 Seillängen (abgesehen von den Standplätzen) bei 450m Wandhöhe in oftmals fragwürdigem Gestein ist diese Beschreibung durchaus angebracht. Nach den unglaublich trockenen Wochen zuvor ist auch heute wieder weit und breit kein Fleckchen Stein auch nur feucht. So präsentiert sich die erste Seillänge auch ganz trocken, obwohl selbst im Topo an einer Stelle „nass“ vermerkt ist. Diese steigt Paul, für den die Lindner-Wanger die erste Alpintour heuer ist, vor und ich bin gar nicht so unglücklich darüber, denn diese Stelle – es steckt ein Bohrhaken dort – ist gar nicht mal so leicht.

Nun kann man sich entscheiden, ob man durch die Höhle klettert oder außen herum. Ich entscheide mich für zweiteres und gelange zwei Meter unter dem Stand zu Gestein, das schon alleine beim Hinschauen auseinander fällt. Mit einem Normalhaken gut 20 Meter unter mir ist das ein Selbstmordkommando und so umgehe ich diese Stelle in großem Bogen. Vom Stand aus sieht der Höhlendurchstieg zumindest im obersten Teil nach recht festem Fels aus und wir würden eher diesen empfehlen.

Die nächste, vierte Seillänge beginnt abermals im übelsten Bruch – wir klettern unglaublich vorsichtig und bedacht. Danach wird es etwas besser und wir gewöhnen uns auch schön langsam daran, dass wir den Fels erst genau beurteilen und sehr vorsichtig klettern müssen. Die sechste Seillänge (VI+) ist eine gut 30m lange Verschneidung – ausschließlich mit Normalhaken gesichert – die Paul souverän meistert, obwohl ihm gleich wenige Meter nach dem Stand ein größerer Tritt abhanden kommt. Anschließend wird es schwierigkeitsmäßig wieder etwas leichter, aber nicht minder anspruchsvoll. In recht steiler Kletterei geht’s durch Strukturen, die teils sehr fragwürdig aussehen. Hier fragen wir uns, was sich die Erstbegeher wohl dabei gedacht haben hier überhaupt hinauf zu klettern – Hut ab vor dieser Kühnheit.

In der Schlüsselseillänge (VII-) wartet eine schöne große, steile Piazschuppe, in der sich auch mal gut ein Knieklemmer unterbringen lässt. Die anschließende, neunte Seillänge ist recht schön mit guten Strukturen. Wir haben uns schon wirklich gut an die Kletterei im unfesten Fels gewöhnt und zusätzlich wird es auch schon etwas besser. Es folgt eine weitere lange Seillänge – eine aufsteigende Traverse – und wir erreichen endlich guten, festen Fels. Als hätte man einen Schalter umgelegt, wird das Gestein super, darfür aber auch gleich die Absicherung weniger.

In der elften und zwölften Seillänge folgt man einem Kamin ehe es in der dreizehnten Seillänge zuerst rechts ums Eck geht und man steile Risse zu klettern hat – der Fels ist super, dafür gibt es aber nur zwei Normal- und einen Bohrhaken – es lässt sich aber der eine oder andere Friend bzw. Keile unterbringen. Die folgende Rissverschneidung ist ebenfalls schön und wir erreichen die letzten Schwierigkeiten (VI+/VII-) – den „wilden“ Riss und anschließenden Hangel. Es ist abermals steil und ich bin schon etwas müde. Den Durchstieg wollen wir uns aber nicht nehmen lassen – also sammle ich nochmal alle Energiereserven und versuche möglichst die Verschneidung auszunützen um Kraft zu sparen. Immer wieder kommen richtig gute Griffe und schon haben ich den Hangel erreicht. Den Überstieg setze ich dreimal an bis ich den richtigen Tritt gefunden habe und binnen Kürze erreiche ich den Stand. Mein Jubelschrei wird von Paul erwiedert und bald ist auch er sturzfrei am Stand angekommen. Die letzte, leichte Seillänge lassen wir schnell hinter uns und freuen uns am Ausstieg sehr, dass wir beide alle Seillänge durchgestiegen sind und diese wilde Tour gemacht haben! Es war uns eine Ehre.

Fazit: Das Zitat aus dem Gesäuse-Führer ist wirklich angebracht. In den ersten zehn Seillängen ist der Fels oftmals schlecht, dies ändert sich dann aber schlagartig und schon bald hat man den Bruch auch vergessen und schöne Seillängen führen zum Ausstieg. Auch die Absicherung ist anspruchsvoll, denn Bohrhaken stecken wenige. Normalhaken haben wir aber ein paar mehr angefunden als im Topo verzeichnet. Allgemein ist die Tour recht steil und teils ausgesetzt – richtig cool! Im Vergleich wirken Optima oder dir. Plattensprint in der Planspitze Nordwestwand wie Genusskletterei.

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