Nachdem Miguel und ich gestern den direkten Plattensprint über die ersten beiden Seillängen der Optima eingestiegen sind, entscheiden wir uns heute die Optima mit den ersten beiden Seillängen des direkten Plattensprints zu beginnen. Die erste Seillänge (VII-) führt durch traumhaften, wasserzerfressenen, koralligen Fels. Der Felst ist teilweise so rau, dass man sich gar nicht wirklich festhalten will und vor allem auch gar nicht muss, denn die Reibung ist so extrem hoch, dass die Finger förmlich daran kleben bleiben. Diese Seillänge ist abermals schön und schlängelt sich elegant durch die Wand. Die zweite Seillänge hat schon eine nicht so leichte Stelle mit kleinen Griffen, bevor sie in die Schlüsselstelle der Optima (VII) mündet. Nun sind Miguel und ich also auf Kurs, heute ist die Bahn frei und wir können die Optima ohne „Verkehr“ genießen. Nichtsdestotrotz ist heute in diesem Bereich des Gesäuses reichlich was los und wir haben so circa zehn weitere Seilschaften gesehen.
Die dritte Seillänge bietet eine kurze, technische Traverse und ein schönes Ende im gut struktiereten Plattenkalk. Die Route ist ebenso schön wie der direkte Plattensprint – nur etwas schwieriger und anhaltender. Die Schwierigkeiten der meisten Seillängen bewegen sich zwischen VI und VII-. Für uns ist auch der heutige Tag ein absoluter Genuss und wir sind auch wieder von der Felsqualität und der Route begeistert. Wir kommen gar nicht aus dem Schwärmen raus. Es gefällt uns auch sehr gut, dass sie etwas schwieriger ist – stellt uns jedoch glücklicherweise vor keine großen Herausforderungen. So können wir die Tour genießen, auch wenn die Hakenabstände mal weiter sind.
Die letzte VII- Seillänge ist ganz schön plattig und es kostet mich kurz Überwindung den ersten Schritt zu setzen. Danach „ist man eh drinnen“ und vor allem ist die Reibung so hoch, dass man wahrscheinlich überall steigen könnte. Auch diese Seillänge ist sehr schön, wenn auch sauberes Steigen etwas über den Haken gefragt ist. Die letzten zwei Seillänge im VI. Grad führen abermals durch wasserzerfressenen Fels und gutgriffige steilere Passagen. Am Ende genießen wir die Aussicht und freuen uns, dass wir beide an diesen zwei Tagen alle Seillängen durchgestiegen sind. Es waren zwei wunderschöne Touren und die Stimmung bei uns war auch einfach genial – so ruhig und entspannt sind wir geklettert.
Fazit: Die Optima gehört auch zum absolut Schönsten, was ich bisher geklettert bin. Die Seillängen sind durchwegs super und der Fels ist spitze. Jedem, der den angegeben Schwierigkeitsgrad gut klettern kann, kann ich die Optima nur wärmstens empfehlen. Gesäuse, ich komme wieder, auch wenn dies bereits meine zwanzigste erfolgreiche Tour hier war – die meisten davon in den Nordwänden.
Ein Gedanke zu “Optima (VII) Gesäuse”