Nach einer wettertechnisch hervorragenden, stabilen und heißen Woche starten Miguel und ich Samstag morgens recht gemütlich von Graz in Richtung Gesäuse. Wir haben zwei Touren an diesem Wochenende geplant, welche sich beide in der Planspitze Nordwestwand befinden. Zum einen wollen wir die Optima und zum anderen den Plattensprint gehen. Eigentlich wollen wir die schwierigere der beiden, die Optima, am ersten Tag machen, doch als wir am Ende des Zustiegs ankommen, sehen wir bereits zwei Seilschaften in der Route (schon oberhalb der Einstiegsverschneidung) und es soll sich noch herausstellen, dass die zweite Seillschaft sehr langsam ist.
Wir steigen trotzdem in die Optima ein und sind von der Felsqualität begeistert. Die erste Seillänge (VII-) beginnt gleich mit der schwersten Stelle, lässt sich aber trotz Aufwärmens gut meistern und kurz danach geht’s auch gleich wieder leichter die gutgriffige Verschneidung hinauf. Es ist genialst wasserzerfressen und rau – da kommt Freude auf. Die zweite Seillänge beginnt wie die erste geendet hat – einfach schön. Man findet immer wieder gute, wenn auch manchmal kleine Tritte und mit ein wenig ausspreizen ist es ja gar nicht so schwer. Die VIIer Stelle am Ende verlangt bei meiner Lösung das einmalige Zuschrauben einer Leiste und einen Zug auf einen guten Griff.
Da die Seillschaft vor uns für die dritte Seillänge so lange gebraucht hat, wie wir für den letzten Teil des Zustiegs, den „Vorbau“ und den zwei Seillängen der Einstiegsverschneidung, satteln Miguel und ich kurzer Hand auf den direkten Plattensprint um. Die dritte Seillänge (VII-) ist ebenfalls richtig genial und technisch sehr schön zu klettern. Nun haben wir den originalen Plattensprint erreicht. Weiter geht es im traumhaften, plattigen und gut strukturierten Fels – das lässt unser Kletterherz höher schlagen und wir können die Schönheit der Seillängen kaum fassen. Die Hakenabstände sind manchmal etwas weiter, aber auch das macht uns nichts – immerhin ist der Fels so bombenfest, dass man ganz beruhigt höhersteigen kann.
Die Qualität der Route ändert sich auch in den folgenden Seillängen nicht und so ist es für uns ein absoluter Genuss hier zu klettern. Als wir am Wulst und somit der schwierigsten Passage (VI+) ankommen, freuen wir uns schon auf die henkelig aussehenden Klettermeter im steilen Fels. Im Ausstieg auf die Platte glaubt man schon kurz, dass es nun schwer werden wird, doch warten auch hier wieder sehr gute Griffe und schon sind die größten Schwierigkeite vorbei. Wir haben nun auch noch eine Seillschaft eingeholt, die den Plattensprint geklettert ist und sich schon weiter oben befunden hat, als wir noch am Zustieg waren. Also entscheiden wir die letzte Seillänge, welche auch von der Optima geklettert wird, auszulassen und gleich abzuseilen… Wir werden diese letzte Seillänge morgen gemeinsam mit den Einstiegsseillängen des direkten Plattensprints gehen.
Fazit: Die schönste Route, die ich bis dato geklettert bin. Traumhafter Fels und wunderschöne, herrliche Kletterei. Dazu kam noch die gemütliche, entspannte Stimmung bei Miguel und mir, was den Tag zum reinsten Genuss werden ließ. Ich kann mir gut vorstellen, diese Route irgendwann nocheinmal zu klettern. Trotz teilweise großer Hakenabstände kann man festhalten, dass die Absicherung (für Gesäuseverhältnisse) gut ist, denn ab dem sechsten Grad ist ein Bohrhaken nicht weit weg und auch sonst stecken die Haken an guten Stellen.
hi,
wir haben zuletzt den einstieg zur direkten plattensprint partout nicht gefunden, habt ihr dazu nöhere infos, oder fotos?
grüße
bernhard
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Hallo Bernhard!
Wenn ich mich richtig erinnere, dann sind wir zum Stand unter der Optima-Verschneidung geklettert und von dort aus ca. 30m nach links – Bohrhaken des dir. Plattensprints in der unglaublich wasserzerfressen Wand zu sehen. Dann zwei Seillängen aufwärts bis auf den Absatz. Die zweite SL verläuft am Ende gemeinsam mit der Optima. Vom Absatz aus rechts befindet sich die markante Verschneidung der klassischen NW-Wand. Von diesem Stand kurz entlang der Optima (bzw. Dir. NW-Wand), dann aber gleich in einer Traverse nach rechts in Richtung Verschneidung und wenige Meter links von dieser gerade empor. Diese Seillänge ist recht gut mit BH abgesichert.
Drei Fotos der ersten beiden Seillängen finden sich im Optima-Eintrag: https://callofthealpine.com/2019/06/30/optima-vii-gesause/
Es sind die ersten 3 Fotos.
Lg. Mario
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