Im Anschluss an Gueulle d’Amour in Verdon brachen Johannes und ich die Zelte ab, fuhren gen Norden an Céüse vorbei in Richtung Briancon und bogen kurz davor in ein Tal ein, das uns zum Nationalpark des Ecrins führte. Fast am Talschluss angekommen befindet sich noch eine kleine Ansiedelung mit Chalets, Geschäften und Verpflegungsmöglichkeiten neben einem sehr weitläufigen Campingplatz. Dieser Campingplatz liegt sehr idyllisch neben einem Gebirgsbach inmitten von hohen Granitwänden.
Wir hatten kein Topo, zwei Tage Zeit und eine Empfehlung: Snoopy directe. Gerade als wir am ersten Vormittag in Richtung Geschäfte schauen wollten, kamen wir mit unseren Nachbarn aus Niederösterreich ins Gespräch und Heinz teilte bereitwillig seine Literatur mit uns und hatte einige Tipps und Empfehlungen für uns parat. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank!
Aus Conny’s und meinem Urlaub in Tirol nahm ich keine guten Erfahrungen mit Granit mit, aber hier verhält es sich anders. Johannes und ich kletterten in diesen beiden Tagen vier Touren und insgesamt 32 Seillängen bis VII+. Fast alle Seillängen waren plattig und man konnte öfters entweder überall oder nirgendwo steigen. Die Absicherung war durchwegs gut bis sehr gut. Hier gefiel mir das Gestein und die Kletterei darauf wesentlich besser und wir beide taten uns meist nicht schwer.
Snoopy directe (6b): wenige Meter vom Campingplatz entfernt führt diese schöne Linie über Platten und eine schöne Schuppe in der Schlüsselseillänge durch guten Granit. Absolut zu Empfehlen, aber beliebt – trotzdem kamen wir in keinen Stau und kletterten die neun Seillängen in unglaublichem Tempo. Bereits nach vier Stunden saßen wir wieder am Campingplatz und beschlossen noch eine weitere Tour an diesem Tag zu gehen.
Die sehr markante, lange Kante am vorgelagerten Felsen rechts von „La vie devant soi“ im Sektor Palavar (5c): Nach einem plattigen Start folgt schöne Kanten- und Platten-Wand-Kletterei in nicht zu schwerem Gelände. Schön und durch die Abseilfahrt ist der Boden auch recht schnell wieder erreich.
Am letzten Tag unseres Urlaubs planten wir noch die Kombination zweier Touren und kamen so noch auf 15 Seillängen mit geschätzt 450m Wandhöhe.
„die Kante rechts des markanten Dachs im unteren Wandteil“ (6a): Für uns als Zustieg und Verlängerung von La vie devant soi gedacht, bietet dieser erste Teil unserer Kombination schöne Plattenkletterei. Auch als eigenständige Tour machbar. Man kann entweder abseilen, oder absteigen.
La vie devant soi (6b+) im Sektor Palavar: Durch den anderen Einstieg erreichten wir diese Route erst in der auffälligen, dunklen, flachen Platte in der circa fünften Seillänge. Anschließend geht’s eindrucksvoll mitten durch die Wand. Abermals sehr plattig und man muss schon sehr gut seinen Füßen vertrauen! Die 5c Seillänge vor den beiden schweren Abschlussseillängen (6b, 6b+) kam uns ganz schön hart vor und mir fiel sie im Nachstieg fast schwerer als die anschließende 6b-Länge im Vorstieg. Auch die letzte Seillänge gelang uns beiden auf Anhieb und so stiegen wir alle Seillängen in Ailfroide durch! Wir nutzten die Abseilpiste, die für 50m Seile ausgelegt ist, und überwanden so in kürze die ersten 300m des Abstiegs.
Fazit: Ailefroide ist definitiv einen Besuch wert. Das kann ich trotz unseres sehr kurzen Besuchs schon festhalten. Hier gibt es unzählige schöne Plaisiermehrseillängenrouten, aber auch alpinere Touren, Sportklettergärten, Boulder und zwei 4000er stehen auch im Nationalpark. Für Bergsteiger und Kletterer also genug Betätigungsfeld. Der Campingplatz ist idyllisch, sehr ruhig und weitläufig. In nähester Umgebung befinden sich bereits viele Ziele. Autos fahren hier auch keine, außer jemand kommt gerade, oder reist ab.
Teil 2 findet sich hier.