Endlich war der Tag gekommen. Conny erklärte sich Einverstanden eine alpine Tour im Gesäuse zu klettern. Da ich sie nicht gleich verschrecken wollte, suchten wir eine Tour mit gemütlichem, in diesem Fall nur 1.5h langem Zustieg aus und wählten den Waidhofnerweg am kleinen Ödstein. Der Waidhofnerweg ist außerdem eine Plattentour, also auch nicht besonders ausgesetzt.
Wir übernachteten im Auto am Campingplatz und starteten um 05.30 vom Gasthof Kölblwirt. Am Zustieg ging es ganz gut voran, auf ca. halbem Wege füllten wir unser Wasser nochmals am Bach auf und bald konnten wir die Wand sehen. Kurz vor dem Einstieg waren noch große Altschneefelder und Schutt zu überwinden und je nach Gefälle musste man hier mehr oder weniger aufpassen. Der etwas besser ausgetretene Weg war zum Großteil vom Schnee verschlungen. Den Einstieg konnten wir durch das Schneefeld auch nicht genau sehen, außerdem entpuppten sich die Randkluften als metertiefe Hindernisse und so versuchten wir unser Glück von ganz links. Hier schien ein Teil der Randkluft noch relativ nah zum Felsen zu sein, also kletterten wir vorsichtig einige Meter über das Schneefeld hinauf bis wir zum Glück, nach ein bisschen Abenteuer, die Randkluft überwunden und endlich Felsen unter den Füßen hatten.
Da wir dadurch nicht beim eigentlichen Einstieg der Tour ankamen, kletterten wir über leichtes Gelände weiter hinauf und querten dann zum dritten Stand. Von dort ging es genussreich empor. Jede Seillänge hatte etwas für sich, wobei die tiefen Wasserrunsen ab und an anstrengend wurden, wenn der Fuß einmal feststeckte :). Der Vorstieg verlief ohne Probleme, auch wenn in den meisten Seillängen nur 1-2 Klebehaken vorhanden sind.
Ca. 5 Seillängen vor dem Top wollte Conny schon ans Aufgeben denken, doch dann war der Kampfgeist größer und die letzten 5 traumhaften Plattenlängen vergingen wie im Flug. Zum Abschluss wählen wir die Variante über die Hauerplatte (V). Auch diese Seillänge meisterten wir beide ohne große Probleme, auch wenn unserer Meinung der Haken bei der Schlüsselstelle um ein Stück zu hoch sitzt.
Beim letzten Stand angekommen wurde nicht lange pausiert. Kurz über den „Gipfelsieg“ gefreut, etwas Wasser getrunken, da fingen wir auch schon wieder an uns abzuseilen. Die Abseilfahrt ging flott dahin und gefühlt kurze Zeit später waren wir wieder beim 3ten Stand (unserem 1sten) angekommen. Laut Topo von dort 65m weit gehen um zum nächsten Absteilstand zu kommen. Das machten wir auch und fanden fast zielsicher den Stand – einen Absatz tiefer als der schon etwas ausgetretene Weg.
Von hier oben sahen die Randkluften noch viel mächtiger und wilder aus. Doch zum Glück waren wir ja angeseilt. Um das gesamte Schneefeld am Seil überwinden zu können seilten wir uns vom 1. Klebehaken ab. Trotz Seil erforderte es einigen Mut und ein bisschen Geschick um die recht breite und tiefe Randkluft ein zweites Mal zu überwinden. Auch das gelang und wir traten erleichtert, glücklich und etwas müde den Abstieg Richtung Kölblwirt Parkplatz an.
Fazit: Eine traumhafte Tour mit herrlicher Kletterei, aber wenig Zwischenhaken. Die Stände sind top! Schneefelder am Einstieg können das Erreichen der ersten Seillänge zum Abenteuer machen. Es ist möglich von oben abzusteigen, die Abseilstände sind aber super eingerichtet (mit Bohrhaken + mit Ketten verbunden). Die Variante über die Hauerplatte lässt sich auch mit gestrecktem 50m Seil machen, wenn man davor den oberen Stand (KH+SU) nimmt.