Nachdem Kletterurlaub in Imst, sollte es wieder ans Meer gehen. Da uns die Flüge nach Kalymnos oder San Vito Lo Capo, Sizilien (beide wollen wir unbedingt wieder besuchen) zu teuer waren, entschieden wir uns für Frankreich, genauer gesagt die Côte d’Azur. Der Topo war schnell gekauft und kurz darauf war auch der Flug nach Nizza gebucht. Wir organisierten uns noch ein Mietauto und waren zu Urlaubsbeginn gleich positiv überrascht, als wir statt dem gebuchten 2-türer Kleinstwagen einen Kombi erhielten. Schön, so ging es auch gleich recht gemütlich zu unserer ersten Destination, Cassis und les Calanques. Das Appartement konnten wir leider erst um 19.00 beziehen und von den Calanques hörten wir negatives bezüglich Diebstählen aus Autos, also ging es nach Chateaux Vert um unseren Klettertrip zu starten.
Châteauxvert: Der Parkplatz schien sicher (selten einen so schönen Parkplatz bei einem Klettergebiet erlebt), ging es nach ein paar Hindernissen, zuerst Wasser im Auto vergessen, dann Topo am Autodach liegen gelassen, doch endlich mit der Kletterei los. Die ersten zwei Routen (beide 6a) überzeugten uns gleich. Löchrige und kompakte Kalk-Plattenkletterei vom feinsten. Weiter ging es zu einem anderen Sektor wo Mario eine löchrige, beeindruckende 7a ins Auge stach. Leider musste er sich dem Bauch kurz vor dem Top im onsight geschlagen geben. Da der untere Teil der Tour leichter war, stieg ich soweit bis ich nicht mehr konnte nach. Herrlich! Da es uns dort so gut gefiel besuchten wir das Gebiet 3 Tage später nochmals und wurden nicht enttäuscht. Mario konnte auch die 7a abschließen. Ein paar Sektoren gefielen uns zwar weniger gut, dennoch ist dieses Gebiet ein Traum. Idyllisch gelegen und schöne Kletterei. (Besuchte Sektoren: Le Muret to Westpoint, Sektoreni, Technogène, Easton Buttresses, La Gaga)
Am zweiten Urlaubstag starteten wir motiviert zu den Calanques los. Wir parkten am Campus der Universität Marseilles und traten den 45 Minütigen Zustieg Richtung Sugiton – Paroi des Toits an. Leider war die Zustiegsbeschreibung im Topo schlecht uns so machten wir vor dem Klettern einen Wandertag. Als wir endlich wussten, wo genau wir uns im Nationalpark befanden, stellten wir mit Erstaunen fest, dass wir so ziemlich genau AUF dem Klettergebiet standen. Oje, ewiger Zustieg und wir waren noch weit von unserem Ziel entfernt. Eigentlich schon motivationslos beschlossen wir einfach einen nett aussehenden Weg in Richtung Bucht zu gehen und eventuell auf das Klettern zu verzichten. Zu allem Wunder führte aber genau dieser Weg direkt zum Klettergebiet. Als wir die Wand dann vor uns hatten, kehrte die Motivation zurück. Die Kletterei ist steil und kraftanstrengend aber eigentlich lohnenswert. Da ich nach der Hüftoperation nicht besonders viel Maximalkraft und dementsprechend kaum Kraftausdauer habe, hatte ich hier nicht so viel Vergnügen. Dennoch die Felsformationen beeindruckten auch mich. Die Routen sind lang, ausdauernd und pumpig. Mario gefiel‘s. Vor allem die Aussicht vom Spot ist einzigartig und die Lage sehr schön. Der schon ohne Umwege lange Zustieg (den wir beim Zurückgehen auf Anhieb fanden) ist wohl der Grund warum wir Sugiton nicht nochmals besuchten.
Am dritten Tag wollten wir eine Nadel in den Calanques d’en Veau beklettern. Der Parkplatz war der nähest zu Cassis gelegene. Nachdem wir uns nach einigem hin und her entschieden eine Gasse, die als Fahrverbot gekennzeichnet war, zu fahren, kamen wir dann am einzig möglichen Weg auch beim Parkplatz an. Mehrseillängenzeug eingepackt und schon waren wir am langen Zustieg. Steil bergauf, wieder steil bergab – sind wir überhaupt richtig unterwegs? Doch dann standen wir zum Glück vor dem richtigen Turm in den Calanques d’En-Vau. Mario quälte sich souverän die erste extrem abgeschmierte Seillänge (6a+) hoch und nachdem ich ca. die Hälte geklettert war, entschieden wir uns die Tour zu beenden. Zu stark abgeschmiert machte vor allem mir, aber auch Mario die Kletterei keinen Spaß. Stattdessen legten wir einen Badetag in den Calanques ein – naja da hätten wir wohl etwas leichtere Rucksäcke packen können…
Nachdem uns die Calanques bisher eher Fallen in den Weg gestellt hatte, fuhren wir am 4ten Tag, wie schon vorab erwähnt wieder nach Châteauxvert.
Tag 5 brachte einen Standortwechsel. Es ging von Cassis nach Toulon. Bevor wir übersiedelten ging es zum Klettern. Wir wählten wir das Gebiet Baou de quatre Oro. Schon der Zustieg mit nur 10 Minuten sofort gefundene Zustieg gefiel und auch die Aussicht war überzeugend. Hoffen wir, dass auch das Klettern passt! Zum Glück war dem so. Die Einstiegsmeter der Touren im linkesten unteren Sektor erschienen zwar jedes Mal speckig, doch sobald man die ersten 2 Meter zurückgelegt hat, überzeugte auch die Kletterei. Da uns das Gebiet gut gefiel kamen wir am Tag 7 nochmals hierher. Wir schauten uns auch die oberen Sektoren an, die wie aber nach der Aufwärmtour wieder verließen. Die untere Etage ist weitaus lohnender (besuchenswert: Caqenne, Minarets).
Tag 6 und 8 kletterten wir am Spot Mont Coudon . Auch hier hat man eine tolle Aussicht auf Toulon. Der Zustieg ist ein Abstieg, man kann sich auch nicht verirren, und wiederum relativ kurz. An Tag 6 überzeugte uns die Kletterei mehr als an Tag 8, was auch daran liegen mag, dass wir am ersten Tag aus dem Vollen schöpfen konnten, oder am 8ten Klettertag in Folge auch schon etwas müde waren. Die Einstiege in einige Routen sind recht kraftanstrengend und in den leichteren Routen auch manchmal gleich die Schlüsselstelle. Generell waren wir mit der Wand und Plattenklettere dort jedoch sehr zufrieden (Sektoren: Main Wall, Train d’Enter). Den Mount Faron, der viele weitere Gebiete aufweist, haben wir leider nicht beklettert.
Nach 8 Tagen Klettern erklärten wir den Kletterurlaub für beendet und genossen noch zwei weitere Tage bzw. Nächte in Cannes. Das Wetter war Ende Oktober perfekt zum Klettern. Wir hatten unglaubliches Wetterglück und fast ausschließlich strahlend blauen Himmel. In Toulon wohnten wir in La Seyne sur la Mer, wo uns der kalte Wind daran erinnerte dass schon Herbst ist. Baden war hier nicht möglich. In Cannes war die Überwindung groß im schon recht kalten Meer zu schwimmen, dennoch 1x musste es sein. Der günstigere Flugpreis wurde eigentlich von teuren französischen Lebenskosten überlagert, wodurch wir auch nur 2x essen gegangen sind. Dafür haben wir es uns mit selbst zubereiteten Garnelen (das Kilo zwischen 8 und 12 €) und leckerem Rosé gut gehen lassen und von beiden auch etwas für Zuhause mitgenommen :).
Fazit: Uns gefällt die Region Côte d’Azur. Auch die Kletterei war in Ordnung, wenn auch mit Sicherheit nicht weltbewegend. Das große Klettermekka wie in Kalymnos, Leonidio oder Geyikbayiri darf man sich hier nicht erwarten. Dafür hatten wir außer in Châteaux Vert die Klettergebiete für uns alleine. Den Calanques eilte ein super Ruf voraus, den wir nicht bestätigen aber auch nicht negieren möchten. Wir haben wahrscheinlich nicht die richtigen Spots besucht. (Zum Wandern aber auf jeden Fall empfehlenswert!) Grundsätzlich hat uns der Kletterurlaub sehr gefallen, ob wir wieder kommen wird sich weisen…