Im Herbst 2014 nahmen Markus und ich die Peternschartenkopf-NO-Wand in Angriff, mussten jedoch nach der achten Seillänge umkehren, da es über eine längere Strecke glitschig nass war und es keinerlei Sicherungsmöglichkeit gab. Es war damals überhaupt das erste Mal, dass wir beide gemeinsam Klettern waren. Heuer wollten wir die Tour beenden und so machten wir uns beim ersten Schönwetterfenster nach langer instabiler Lage auf den Weg nach Gstatterboden. Vom Parkplatz aus sah die Wand richtig trocken aus und so war die Vorfreude groß, dass diesmal der Durchstieg gelingen würde.
Die kleinen schwarzen Flecken wurden jedoch immer größer je näher wir der Wand kamen. Rund 200m vor dem Einstieg erkannten wir, dass dieselbe Stelle wie beim letzten Mal wieder sehr nass aussah. Daher entschieden wir uns spontan für Plan B: die Planspitze Nordwestwand. Ein bisschen leichter führt diese Route durch das gewaltige Plattenschild. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, denn die Route bot Klettergenuss pur. Einer der schönsten Anstiege bis jetzt.
In den ersten Seillängen liegt zum Teil sehr viel Schotter, aber das Gelände ist recht einfach, so dass sich immer ein guter Weg finden lässt. Danach geht es in die erste markante Verschneidung, die doch ganz schön steil und am Ende luftig ist, jedoch ausschließlich gute Griffe hat. Nach der zweiten Verschneidung beginnt der wirkliche Plattenteil. Hier fand ich nach einer weiteren kurzen Verschneidung den Standhaken nicht. (Der Klebehaken befindet sich nach der Verschneidung gleich rechts im gestuften Gelände.) Die natürlichen Gegebenheiten eignen sich an dieser Stelle aber recht gut um auch ohne Haken zu Recht zu kommen.
Danach wählten wir die direkte Variante und konnten es kaum glauben wie genial wasserzerfressen der Stein nicht sein kann. Unglaublich griffig und rau. Das macht Spaß. Zu guter Letzt kletterten wir den schönen linken Ausstieg, der von Klaus Hoi eingerichtet wurde. Leider lag beim letzten Stand so viel Schotter inklusive gar nicht so kleinen Steinen, dass trotz möglichst sorgsamen Einziehens des Seils der eine oder andere Stein zum Geschoss wurde. Wir hoffen an dieser Stelle, dass sich niemand in Einstiegsnähe befunden hat. Gesehen hätten wir zumindest während unseres Anstiegs keine weiteren Seilschaften. Wir nahmen das Seil auf um keine weiteren Steine zu Tal zu befördern und stiegen entlang des Stahlseils in die Seescharte aus. Das erste Stahlseilstück hat auch schon bessere Tage erlebt. Vorsicht ist geboten, vor allem wenn man von weiter links kommt und nicht sieht, dass es an einer Stelle nur mehr von einer Litze zusammengehalten wird.
Am Ausstieg angekommen waren wir überrascht und erfreut, dass wir nur vier Stunden gebraucht hatten, denn wir haben uns nicht beeilt und hatten das Gefühl recht gemütlich unterwegs gewesen zu sein. Danach ging es über den Wasserfallweg wieder zurück ins Tal. Dieser hat sich für uns vom Wasserfall bis zur Kummerbrücke noch ordentlich gezogen. Zum Glück müssen wir den Weg von dort bis zum Parkplatz beim Höllersteig nicht mehr zu Fuß zurücklegen. Danke nochmals an die Mitfahrgelegenheit bei der netten Dame.
Fazit: Die Absicherung ist zwar spärlich, lässt sich aber immer wieder recht gut durch mobile Sicherungsmittel ergänzen. Wer den vierten Grad beherrscht wird von dieser Tour nicht enttäuscht werden. Versüßt wurde uns die Kletterei mit genialem Sommerwetter und Einsamkeit in diesem Bereich der Nordwände.