Endlich haben wir es geschafft die Ava Maria zu begehen. Kurze Vorgeschichte, beim letzten Versuch trotze uns der Regen der Vortage, die ersten Seillängen waren patsch-nass und somit war die Tour nicht zu begehen. Trotz der kühlen Temperaturen der letzten Tage und des zuvor unbeständigen Wetters, versuchten wir es erneut – und wir wurden belohnt. Zwar waren einige Griffe noch erdig-feucht und viele Bänder mit nasser Erde nicht unbedingt die besten Bedingungen für direkt nachfolgende diffizile Plattenkletterei, dennoch ein sehr gelungener Klettertag.
Die Ave Maria ist eine Tour im Grazer Bergland, besser gesagt an der Hauptwand der Roten Wand, gleich rechts vom Rucksack-Platzerl. Die Tour startet mit einer schönen und anhaltenden Seillänge im 6ten Grad, danach eine Seillänge im 5ten grad und schließlich eine Seillänge im 4ten Grad. Bis auf die Seillänge des 4ten Grades, die zwar auch ok ist, alles Traumlängen!
Danach geht es mit den schwierigeren Seillängen los. Die erste Schlüsselpassage, eine diffizile Plattenstelle ohne viel zu steigen und zu greifen. Des Rätsels Lösung: Gut steigen, kaum greifen, Vertrauen in die Beinarbeit, Hoffnung, Mut und etwas Glück und schon hält man, wenn’s geklappt hat, nach der 7- Traversenstelle wieder einen guten Griff in den Händen und zur Überraschung steht man auch noch auf einem guten Tritt. „Wenns geklappt hat…“
Der Vorsteiger meisterte die Stelle nach häufigem Hin und Her dann durch dynamisches hinüberschnappen zum guten Griff, der Schwung konnte problemfrei durch gute Tritte abgefangen werden. Ich habe mir da im Nachstieg doch etwas schwer getan, Traversen sind im Nachstieg nämlich gar nicht mein Ding. Doch ich habe mich getraut und des Rätsels Lösung (siehe oben) versucht. Gut gestiegen, das Vorhandene gegriffen, in meine Fuße vertraut, hatte unglaublich viel Hoffnung, dass das alles klappen wird und auch den Mut gefunden, mich trotz Traverse zu trauen… Und es klappte – fast. Beim letzten vermeintlichen hinübersteigen zum großen Griff „zack“ der Fuß ging und da hing ich schon ein paar Meter weiter links und einige Meter weiter unten im Seil. Das Sturzgelände war ausgezeichnet also kein Problem – und vielleicht tut es ja gut gegen meine Nachstiegs-Traversenangst, weil ich einen Sturz problemfrei gemeistert und danach auch wieder problemfrei in die eigentliche Route klettern konnte.
Doch die 7- Stelle war ja nur der Anfang von den schwereren Seillängen. Es folgten noch 7- und eine 7er Seillänge. Beide nicht ganz so wild (keine Traversen…). Die 7- Seillänge meisterten wir beide ganz brav. Eigentlich gab es hier nicht allzu große Zeitverzögerungen oder Probleme, was mich sehr freute.
Die 7er Stelle der letzten Seillänge, wieder eine diffizile Plattenstelle – die umso kleiner man ist, umso schwieriger wird. Der Vorsteiger, mit großer Motivation die Route „Rotpunkt“ zu klettern, meisterte die Stelle abermals mit einigem Herumprobieren problemfrei, wobei die kurz darauf folgende 6+ Stelle im on sight, doch etwas mehr Zeit als gewollt in Anspruch nahm. Da meine Nachstiegs-Durchstiegs-Motivation durch den bereits erfolgten Sturz nicht mehr gegeben war, versuchte ich die 7er Stelle gleich vornherein A0 und musste verzweifelt feststellen, dass der Haken neben den besseren Griffen/Tritten sitzt und A0 demensprechend auch keinen Ausweg bot. Naja was solls – dann eben nicht A0. An der 6+ Stelle erging es mir besser, scheinbar hatte ich Glück und fand auf Anhieb die bestmöglichen Griffe.
Versüßt wurde uns der Tag durch viel Sonnenschein (bei kühlen Sommertemperaturen ja sehr angenehm) und um uns kreisende Turmfalken. Beim vorbeiklettern konnten wir junge, flauschige Greifvögel sehen. Glücklicherweise fühlten sich weder dessen Mutter noch die kleinen selbst von uns gestört. Weniger toll waren zwei Griffe in welchen sich gerade Wespen daran Versuchten ihr Nest darin zu bauen. Alles in allem eine tolle Tour, wenn man sich nicht davon abschrecken lässt auch einmal sehr wenig zu greifen und zu steigen zu haben – typische etwas schwerere Plattenstellen eben.